
John Keats beschreibt in seinem Gedicht “To my
brother George” die Schönheit und Erhabenheit der
Umgebung.
"Many the wonders I this day have seen: the sun, when
first he kissed away the tears.
The ocean with its vastness, its blue green, its ships, its
rocks, its caves, its hopes, its fears.
But what, without the social thought of thee, would be
the wonders of the sky and sea?"
John Keats (1795-1821), aus “To my Brother George”.
John Keats erklärt hier, dass er dies alles nicht wirklich
geniessen könnte, wenn er es nicht mit jemandem, der
ihm wichtig ist (sein Bruder George in diesem Fall),
teilen könnte:
“But what, without the social thought of thee, would be
the wonders of the sky and sea?”
In seinem Brief kann er dies alles mit-teilen und
be-schreiben, er erweckt Bilder durch seine poetische
Sprache.
Wohl einige Wochen später erst erhält sein Bruder
George seinen Brief mit dem Gedicht per Post. Wenn er
den Brief liest, ersteht die ozeanische Weite vor seinen
Augen dann erneut, wie in einem inneren Abbild. “The
social thought of thee”.
Ein bestimmtes Gefühl in dem Moment, ein Flair, eine
Stimmung - dies möchte man “transportieren”, zeigen,
mit-teilen, "to share".
Dieses Bedürfnis zum "Teilen" ist alt, es ist nicht von
Facebook erfunden. Aber Facebook und das Internet
insgesamt machen das "Sharing" unglaublich einfach
und mühelos. Posting, Re-Posting, nur ein Klick.
Daher sind wir übersättigt mit berauschenden Bildern.
Kaum jemand staunt mehr über die Wunder, die wir
einander vor-zeigen.
Vielleicht braucht es wieder die Poesie, die dabei hilft,
wieder über die Bilder zu staunen?
Und vor allem braucht es liebende Gedanken zu denen,
denen wir die Fotos und Texte zeigen, eine Intention, wie
John Keats hatte, "the social thought of thee", die
Intention der Sympathie, Dankbarkeit, Liebe. "
"The social thought of thee", damit meint John Keats
mehr als social networking.
Annerose DeCruyenaere