
Einfach Glücklich
Oma Anni trug Haus-Kittel mit seltsamen Mustern
drauf, und dicke fleischfarbene Perlonstrümpfe, sie sie immer
wieder von Neuem an ihre Strumpfbänder anknöpfte, irgendwie
hielten diese Dinger nie.
Eine dicke Glasbrille, die ihre grossen blauen Augen noch
grösser und ihre langen Wimpern noch länger machten.
Ihre schneeweissen Haare in Dauerwelle, mit Haarnetz und
Lockenwicklern. Ihr Gesicht hatte runde weiche Kurven wie ein
Sofa.
Sie duftete nach Tosca.
Anni war dankbar für die kleinen Dinge, weil sie dankbar war für
alles.
Als Kind liebte ich es, bei ihr zu sein, in ihrer kleinen Wohnung mit
Balkon, für die sie sehr dankbar war. Es war ein hässlicher
Plattenbau am Stadtrand von Hannover, aber sie lobte den
schönen weiten Blick.
Wir lasen Zeitschriften, sie mahlte Kaffeebohnen, die Kaffeemühle
auf ihrem Schoss.
Wir gingen zum Supermarkt Safeway, den sie immer “Sefi” nannte,
und an heissen Sommertage gingen wir in die Eisdiele.
Wenn ich bei ihr übernachtete, klappte sie kurz vor 8 Uhr am Abend
das Sofa aus und machte mein Bett, so dass ich vom Bett aus mit
ihr Fernseh schauen konnte.
Sie freute sich immer über den netten Nachrichtensprecher der
Tagesschau, und wenn er sagte: "Guten Abend meine Damen und
Herren!” grüsste sie immer freundlich zurück.
Annerose DeCruyenaere